Quartierskonzepte bringen neue Ideen – Nachbarschaftliche und klimaschonende Wärmeversorgung für Städte und Gemeinden

Stand:
Thematik: Steuern und Rechnungswesen Betriebswirtschaft

Im Jahr 2016 begann die Gemeinde Stedesand im Kreis Nordfriesland mit der Erstellung eines integrierten Quartierskonzeptes. Für Schleswig-Holstein war dies zum damaligen Zeitpunkt ein Modell- und Pilotprojekt für die kommunale Wärmewende, um geeignete Wege für ein klimaneutrales Leben im ländlichen Raum aufzuzeigen.

Die Analyse des Quartiers ergab, dass sich ein großer Teil der Gebäude in einem energetisch sanierungsbedürftigen Zustand befunden hat und hauptsächlich fossile Energieträger zur Raumwärme- und Warmwassererzeugung eingesetzt wurden. Um die Energie- und CO₂-Bilanz des Quartiers zu verbessern, wurden Maßnahmen zur Minderung des Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser, zur Verbesserung der Energieeffizienz bei der Versorgung des Quartiers sowie zur Einbindung erneuerbarer Energien erarbeitet. Experten aus den Bereichen Architektur, Anlagen- und Versorgungstechnik, energetische Modernisierung, Denkmalschutz, Bewohnerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit wurden hinzugezogen, um zusammen mit den Bürgern der Gemeinde ein nachhaltiges und wirtschaftlich tragbares Quartierskonzept zu konzipieren.

Als wesentliche Schwerpunkte zur Einsparung von Energie wurden die Modernisierung von Gebäudehüllen, die Erneuerung von Heizungsanlagen sowie die Ergänzung der Wärmeerzeugung durch regenerative Energiesysteme bis hin zum Bau oder zur Umstrukturierung von Nah- oder Fernwärmenetzen identifiziert. Die Versorgung des Wärmenetzes sollte in der Gemeinde durch den Einsatz von Biogas erfolgen, denn im näheren Umfeld gibt es zwei Biogasanlagenbetreiber mit Abwärmepotentialen. Indem sie eingebunden würden, könnte der Primärenergieeinsatz in hohem Maße reduziert werden.

Die Ergebnisse des Konzepts waren sehr vielversprechend, sodass eine große Anzahl von Haushalten Interesse an einem genossenschaftlichen regenerativ versorgten Wärmenetz entwickelte. Ende November 2016 fand die Gründungsversammlung der Genossenschaft Wärmenetz Stedesand statt.

Mehr als 40 Bürger mit über 64 Hausanschlüssen hatten sich zum Anschluss an das genossenschaftliche Wärmenetz der Wärmenetz Stedesand eG entschlossen. Während der Umsetzungsphase beteiligten sich noch weitere Haushalte mit einem Anschluss ans neue Wärmenetz.

Für die Wärmelieferung konnte ein Biogas-Anlagenbetreiber als leistungsfähiger Versorger gefunden werden. Dieser errichtete zum Zweck der Wärmelieferung zwei Biogas-Blockheizkraftwerke in Ortslage und bietet dadurch der Wärmenetz Energiegenossenschaft eine Wärmevollversorgung.

Entscheidend für den Erfolg war die hohe Transparenz der Konzepterarbeitung, die zu einer Beteiligung der Bürger in der Gemeinde führte. Durch regelmäßige Informationsveranstaltungen wurden die ansässigen Bürger direkt in das Verfahren einbezogen. Die Ergebnisse wurden vor Ort präsentiert und etwaige Vorbehalte und Hemmnisse konnten im Dialog mit den Planern geklärt und aus dem Weg geräumt werden.

Auch während der Umsetzungsphase wurden die Einwohner der Gemeinde nicht alleine gelassen. Das Planungsbüro Treurat + Partner, Tochterunternehmen des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes, fungierte weiterhin als Moderator und Ansprechpartner für alle Beteiligten, sodass dieses Pilotprojekt durch die hohe Motivation der Bürger vor Ort im Januar 2019 erfolgreich abgeschlossen wurde.

 

Bildnachweis: ©stadtwerk.org

 

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